Es ist ein idyllisches Bild, wenn Hühner am Tag auf der Wiese oder im Gebüsch ihr Futter suchen. Doch selbst wenn sie keinen Auslauf hätten, würde mal ein Vogel auf dem Hühnerstall landen oder sogar in diesen hineinfliegen. Schon ziehen ein paar Vogel- beziehungsweise Hühnermilben ein. Je nach Haltungsmethode oder klimatischer Situation stören diese kaum oder raffen ohne Gegenmaßnahmen den ganzen Hühnerbestand dahin. Besser ist es, die Hygiene und damit die Haltungsbedingungen zu verbessern, damit Hühnermilben gar nicht erst zum ernsten Problem werden.
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Typische Hühnermilben sind:
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Weitere Ektoparasiten sind:
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Federmilben oder Kieferläuse unterteilen sich sogar noch in mehrere Arten, die sich auf einzelne Bereiche der Hühner oder der Federn spezialisieren. Es gibt auch verschiedene Flöhe, Läuse oder Zecken, weswegen ein Befall häufig nur an den betroffenen Körperregionen sichtbar wird. Gerade der Bereich um die Kloake, Federbeine oder Bärte und Hauben sind Problemzonen.
Es gibt einfache Anzeichen, dass mit den Hühnern etwas nicht stimmt:
- die Hennen oder Masthühner haben deutliche Leistungseinbußen
- es bildet sich eine kalkartige Schicht auf den Beinen – Kalkbeinmilbe
- die Hühner sind nervöser und putzen einige Körperregionen intensiver
- das Federkleid ist nicht ganz auf der Höhe oder bereits schadhaft angegriffen
- beim Blick durch die Federn ist die Haut an Problemstellen zerstochen und gerötet
- es liegen die ersten toten Küken oder Hühner herum – sofortige Reaktion erforderlich
Hygiene als Prävention gegen Hühnermilben
Hühner fühlen sich in einem sauberen und trockenen Stall wohl. Für die Trockenheit ist auch die niedrige relative Luftfeuchtigkeit wichtig. Wer die Lebensbedingungen für seine Hühner optimiert, macht es einigen Hühnermilben bereits schwerer. Demnach wird sich die Rote Vogelmilbe nur bei einer schwülen Hitze explosionsartig vermehren. Wer außerdem den feuchten Hühnermist ständig entfernt, die Futterstelle sauber hält und keine „Dreckecken“ im oder beim Hühnerstall duldet, hat seinen nächsten Parasitenbefall schon etwas abgebremst.
Zu den täglichen oder wöchentlichen Hygienemaßnahmen kommen die gelegentlichen Arbeiten. Bei der Roten Vogelmilbe ist vorhersehbar, dass sie die Hühner jeden Hochsommer heimsucht. Vor der ersten Hitzephase wäre also die Einstreu komplett aus Scharrraum und Legenestern zu entfernen, um mit einer Grundreinigung zu beginnen. Wer die Hühnerstangen doppelt hat und entnehmen kann, tauscht sie aus und weicht die verdreckten ein. Kotreste werden an weiteren Stellen abgekratzt und auch anderer Unrat muss aus den Ecken und Kanten verschwinden.
Perfekt ist es, einmal im Jahr im Zuge einer Grundreinigung die Wände zu Kalken. Mit jeder Grundreinigung soll etwas Kieselgur aufgepudert werden, an den Problemstellen etwas dicker. Noch besser wäre es, wasserlösliches Kieselgur mit einer Gartenpumpe aufzusprühen, auch auf die gekalkten Wände. Mit dem Wasser zieht es tief bis in die Ritzen. Setzt es sich in den Gelenken der Hühnermilben fest, zerschneidet es diese. Die Hühnermilben trocknen aus und sterben ab.
Es bewährt sich ebenfalls, die Enden der Hühnerstangen regelmäßig mit Rapsöl einzureiben. Sobald die Rote Vogelmilbe zur nächtlichen Blutmahlzeit hochläuft, erstickt sie.
Kieselgur verteilen mittels Kunststoffflasche oder Pumpsprüher
Die Lüftung optimieren
Hühner vertragen keine Zugluft, brauchen aber trockene und frische Luft im Hühnerstall. Perfekt ist es, wenn es zwei Luftöffnungen gibt, welche sich etwas öffnen und schließen lassen. Zur Sicherheit kann mardersicherer Draht vorgespannt werden.
Die Zuluft strömt durch die niedriger angelegte Öffnung in den Hühnerstall. Perfekt ist es, wenn sie als Luftschacht oder vielleicht durch ein PVC-Abwasserrohr über die Hühnerstangen hinweg strömt. Diese Frischluft ist kühler und fällt sozusagen nach unten. Warme Luft drückt hingegen nach oben und zieht durch die höher gelegene Öffnung heraus.
Die Zuluftöffnung liegt z.B. auf 1,5 Meter, die Abluft auf 2 Meter Raumhöhe. Je nach Bauart des Hühnerstalls kann die Abluft also im First oder zur höheren Gebäudeseite liegen. Es darf nur nicht zu viel Luft in Eins durch den Hühnerstall ziehen. Die Luftöffnungen sollten also zu einer windgeschützten Stelle liegen oder zum Wind einen kleinen Windschutz haben. Doch die leichte Umluft wird für eine bessere Trockenheit im Stall sorgen, ohne dass die Hühner in scharfer Zugluft schlafen müssen.
Staubbad mit einer „Priese“ Kieselgur oder Holzasche
Die Rote Vogelmilbe kommt nur bei Nacht, während die anderen Milben auf den Hühnern leben oder bei Tag und Nacht stören. Immer dann, wenn die Ektoparasiten sich auf den Hühnern befinden, kann ein Staubbad sie bereits eliminieren. Während der feine Sand durch das Gefieder rieselt, fallen auch ein paar Ektoparasiten runter. Diese können sich im Sand schlecht bewegen und sterben meistens schnell ab. Zumindest stört es die Parasiten enorm, wenn sie keine Ruhe finden.
Zu jeder Wetterlage sollen die Hühner ein staubtrockenes Sandbad vorfinden. Wenn die Hühner im Winter eher im Hühnerstall bleiben, wäre es perfekt, wenn es hier ein Staubbad gibt. Ansonsten reicht es, wenn dieses im Freilauf steht. Wer keine trockene Stelle hat, kann ein paar alte Europaletten etwas schräg über einem Sandkasten für Kinder aufbocken. Es wird noch eine Gewebefolie, wie sie zum Schutz von Kaminholz verwendet wird, darüber befestigt, schon ist alles vor Wind und Wetter geschützt. Eine alte Wellblechplatte wäre ebenfalls ein perfekter Wetterschutz.
Nun kommt aber die umstrittene Zutat dazu: Kieselgur ist nicht allein ein kristallines Pulver aus fossilen Kieselalgen. Es nimmt Feuchtigkeit auf und macht dadurch seine Umgebung trockener. Deswegen wird es gelegentlich auch in die Einstreu gegeben, damit diese trockener bleibt.
Viele Hühnerhalter geben Kieselgur in das Staubbad. Wenn dieses mit dem Sand durch das Gefieder rieselt, kann es die Haut austrocknen – so die Kritiker. Es kommt vermutlich auf die Menge an, welche im Sandbad landet. Demnach empfehlen einige Hühnerhalter ein Gemisch von 1 Teil Kieselgur zu 10 Teilen Sand. 1 zu 100 wäre wohl besser, weil auch regelmäßig mal etwas frisches Kieselgur in das Staubbad soll.
Andere Hühnerhalter verwenden staubige Erde mit Torf, damit das Gemisch einen sauren pH-Wert hat. Etablierter ist es, seinen staubenden Sand mit Holzasche zu verwenden. Die Holzasche hat ebenfalls Eigenschaften, welche die Ektoparasiten nicht mögen. Viele Hühnerhalter erklären, dass Holzasche im Staubbad besser als Kieselgur wirkt.
Gefahren der Hühnermilben
Einige Ektoparasiten haben bei guten Haltungsbedingungen ein störendes, andere ein vernichtendes Potenzial. Demnach sind die Nordische Vogelmilbe oder die Federmilbe eher störend, während die Rote Vogelmilbe oder Kalkbeinmilbe wirklich vernichtend sein können.
Dennoch sind auch die „störenden“ Hühnermilben oder andere störende Ektoparasiten eine große Gefahr. Viele dieser kleinen Plagegeister können Krankheiten oder auch Endoparasiten wie Bandwürmer übertragen. Je mehr es von diesen Milben gibt, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie andere Erkrankungen übertragen oder durch zerstochene Hautbereiche auslösen.
Wer hygienische Bedingungen einhält, die Hühner ausgewogen ernährt, den Hühnerstall nicht zu dicht belegt und ein Staubbad bereitstellt, hat in jedem Fall einen schwächeren oder langsamer voranschreitenden Milbenbefall. Wenn dieser doch etwas stärker ausfällt, gibt es hier einige Tipps zur Bekämpfung der Hühnermilben: Wirksame Mittel gegen Hühnermilben
Vielen Dank an Robert Brungert, mitwirkend am huehner-ratgeber.de.